Ludwig Baumann

Ludwig Baumann / Foto: Kappa Photo

Ludwig Baumann wurde am 13. Dezember 1921 als Sohn eines Tabakgroßhändlers in Hamburg geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Hamburg. Nachdem im Jahr 1933 die Nationalsozialisten zur stärksten Partei des Reichstages gewählt wurden und in den Jahren danach viele Deutsche den verschiedenen nationalsozialistischen Organisationen beitraten, wurde Ludwig Baumann weder Hitler-Junge noch sonst Mitglied in einer solchen Organisation.

1940 wurde Ludwig Baumann als 19-Jähriger in die Wehrmacht eingezogen. Am 3. Juni 1942 desertierte er zusammen mit seinem Freund Kurt Oldenburg bei Bordeaux in Frankreich. Am folgenden Tag wurden beide von deutschen Grenzposten gestellt und festgenommen. Ludwig Baumann und Kurt Oldenburg ließen sich ohne Widerstand festnehmen, obwohl sie bewaffnet waren. Ludwig Baumann erklärte diese Situation später: „Wir hätten auf Menschen schießen müssen und das wollten wir nicht.“

Am 30. Juni 1942 wurde Ludwig Baumann wegen „Fahnenflucht im Felde“ zum Tode verurteilt. Die Zeit danach verbrachte er in permanenter Todesangst. Er rechnete täglich mit seiner Erschießung. Erst nach Monaten erfuhr er, dass seine Todesstrafe in eine 12jährige Zuchthausstrafe umgewandelt worden war. Ludwig Baumann wurde zunächst im Konzentrationslager Esterwegen und danach im Wehrmachtsgefängnis Torgau eingekerkert. Seine Todesängste und seine Haft in Torgau, wo er die Hinrichtung anderer Deserteure miterleben musste, zeichnen Ludwig Baumann bis heute. Noch heute verfolgen ihn diese Erinnerungen.

Wie auch andere durch die NS-Justiz Verurteilte wurde Ludwig Baumann in das so genannte Bewährungsbataillon 500 an die Ostfront gezwungen. Das Vernichtungsprogramm dieses Fronteinsatzes und die NS-Zeit überlebte er schwer traumatisiert.

Ludwig Baumann kehrte aus der Kriegsgefangenschaft in Russland in eine Gesellschaft zurück, die Deserteure als „Verräter“ und „Feiglinge“ ächtete. In kurzer Zeit vertrank er sein Erbe. Als seine Frau bei der Geburt des sechsten Kindes starb, sagte er sich vom Alkohol los und zog seine Kinder groß.

Im Jahr 1990 gründete er mit etwa 40 noch lebenden Wehrmachtsdeserteuren und einigen engagierten Wissenschaftlern und Historikern die Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz. Die Bundesvereinigung kämpfte um eine Aufhebung der damals immer noch bestehenden Unrechtsurteile gegen Deserteure, so genannte Wehrkraftzersetzer und Selbstverstümmler sowie gegen weitere Opfer der NS-Militärjustiz. Das Ziel einer vollständigen Rehabilitierung wurde erst 2002 mit dem Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege erreicht.

Ludwig Baumanns Blick blieb nicht auf die eigene Sache beschränkt. Er engagierte sich auch in der Friedensbewegung und für eine gerechtere Welt. An den Einberufungsterminen zur Bundeswehr stand er regelmäßig vor Kasernen und versuchte mit den Einberufenen ins Gespräch zu kommen. Seine Botschaft: „Leistet Widerstand, wenn ihr Befehle bekommt, denen ihr im zivilen Leben nicht folgen würdet.“

Im Jahr 1994 wurde Ludwig Baumann mit dem „Sievershäuser Friedenspreis“ und 1995 mit dem „Aachener Friedenspreis“ ausgezeichnet. 2007 erhielt er den Kultur- und Friedenspreis der Villa Ichon, Bremen. Die eigens dafür gegründete Potsdamer Initiative schlug ihn zur Nominierung für den Friedensnobelpreis im Jahre 1996 vor. Die Annahme des Bundesverdienstkreuzes hat Ludwig Baumann u. a. deshalb abgelehnt, „weil ich keinen Orden haben will, den auch ehemalige Nazis tragen.“

Siehe auch: Wikpedia-Artikel über Ludwig Baumann

www.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de

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Diese Webseite wurde von Freunden und politischen Weggefährten des Bremer Wehrmachtsdeserteurs Ludwig Baumann aus Anlass seines 90. Geburtstages erstellt. Wir möchten allen Besucherinnen dieser Seite einen außergewöhnlichen Menschen vorstellen, den wir für seinen hartnäckigen, humorvollen und geradlinigen Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit sehr schätzen.